Neuer Höchstpreis für Hopper Die klassische Kunst der USA aus dem 19ten Jahrhundert bis zur Mitte des 20ten ist in Europa nicht so bekannt, für die Amerikaner aber bedeutend. In ihr suchen sie nach Identität und Verwurzelung in der jungen Geschichte des Landes. Die Künstlernamen sind diesseits des Atlantiks oft nicht geläufig. Wer kennt schon Paul Cadmus, Rebecca James, William Richards oder Philip Hale. Besser wird es schon bei Norman Rockwell, und der bekannteste unter den Amerikanern dürfte doch wohl Edward Hopper sein. Für sie alle gab es Ende November bei Sotheby’s in New York neue Rekordmarken. Immerhin schloss die Auktion „American Paintings, Drawings and Sculptures“ mit einem Umsatz knapp 83 Millionen Dollar. Neuer Spitzerreiter im Œuvre Edward Hoppers, das nicht gerade umfangreich ausfällt, ist sein großformatiges Gemälde „Hotel Window“ von 1955. Die typische Szene des amerikanischen Realisten mit einer einsamen Dame, die elegant gekleidet in einem Zimmer auf einen Sofa sitzt und in die dunkle Nacht blickt, ließ die Schätzungen von 10 bis 15 Millionen Dollar schnell hinter sich. Schließlich kamen 24 Millionen Dollar zusammen, mit Aufgeld bald 27 Millionen Dollar. Dabei war der „alte“ Rekord gar nicht so alt. Erst im Mai 2005 stieß Hoppers „Chair Car“ aus dem Jahr 1965 mit 12,5 Millionen Dollar bei Christie’s den immerhin damals 15 Jahre lang durchgehaltenen Spitzenwert von 2,2 Millionen Dollar vom Thron, den Sotheby’s im November 1990 für „South Truro Church“ erzielte.
Auch bei Norman Rockwell müssen sich die Amerikaner auf ein neues Preisniveau einstellen. Dabei hat die Story um sein 1954 gemaltes und schon im selben Jahr auf dem Titel der „Saturday Evening Post“ veröffentlichtes Gemälde „Breaking Home Ties“ sogar etwas Amüsantes. Die Szene zwischen einem depressiven Rancher und seinem gespannt in die Zukunft blickenden Sohn, mit der Rockwell die Stimmung in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg treffend beschreibt, ist in den Staaten wohl bekannt. Wurde sie doch durch Ausstellungen nur so gereicht. Doch bestaunten die Besucher, nicht wissend, nur eine Replik des Gemäldes. Der Karikaturist Don Trachte, der Eigentümer des Bildes, der es 1960 bei Rockwell erwarb, hatte die Wiederholung selbst erstellt und sie seit den 1970er Jahren herumgereicht. Nun kamen für das Original bei Sotheby’s 13,75 Millionen Dollar zusammen und überboten die Taxe von 4 bis 6 Millionen Dollar um mehr als das Doppelte. |