Der Falschgeldschein für die „ITAB - International Trend Art Bank of Lucerne“ weist sogar nutzungsbedingte Falten und Knitterspuren auf. Doch ein fröhliches Babygesicht füllt den von zwei Grazien gehaltenen Spiegel, was das Stück als Collage entlarvt. Die 1999 entstandene Arbeit des 1962 geborenen Deutschschweizers Max Christian Graeff, als „Muß für den gutverdienenden Connaisseur“ im Katalog angepriesen, steigerte den veranschlagten Wert um 40 Prozent auf 140 Euro. Der niedrigste Zuschlag galt dem ohne Zweifel originellsten Stück der Auktion! Überregionale Ausstrahlung und lokale Verbundenheit in der rheinischen Bankenmetropole demonstriert das Stück gleichermaßen wie auch das stets überdurchschnittlich aparte Angebot des Düsseldorfer Auktionators Andreas Sturies, das auch diesmal wieder seinen Ansprüchen voll gerecht wurde. Die Serie adäquater, guter Ergebnisse wurde mit einer Zuschlagsquote von etwas über 70 Prozent – 142 Verkäufe von 202 Losen – fortgesetzt.
Highlight der Auktion war wie nicht anders zu erwarten der Aufruf von Werken des Deutschen Malerstars Gerhard Richter. Seine zwei mit je 40.000 Euro angepriesenen, abstrakten wie untypischen Ölgemälde aus dem Jahr 1981 ließen alle anderen Ergebnisse weit hinter sich. 65.000 Euro und 50.000 Euro waren Bietern die hellgrundigen Bilder wert, auf denen lediglich willkürlich angesetzte Striche von der persönlichen Spur des heute fast 75jährigen Künstlers zeugen. Selbst Superstar Andy Warhol musste sich da um Längen geschlagen geben. Sein 1984 geschaffener Farbsiebdruck „Madonna and Self-Portrait wich Skeleton’s Arm” blieb zudem mit erzielten 18.000 Euro genau 2.000 Euro hinter der Schätzung zurück. Längst nicht alle Werke des Pop Art-Meisters fanden Gefallen. Wie schnell darüber hinaus Ruhm verblassen kann, demonstriert das mangelnde Interesse an dem Porträt der einstigen deutschen Torwartlegende „Harald (Toni) Schumacher“. Der mit 10.000 Euro veranschlagte Siebdruck aus dem Jahre 1983 kann nun mangels Abnehmer zum Limitpreis von 8.500 Euro erstanden werden.
Etwa im Rahmen der Erwartungen pendelte sich bei 16.000 Euro ein farbkräftiges helles Aquarell mit Gouache von Ernst Wilhelm Nay ein (Taxe 18.000 EUR). Der Farb- und Formenzauber des Jahres 1948 aus Augen und kosmischen Bahnen vermittelt offen und eindrucksvoll die sich auftuenden neuen Perspektiven nach düsteren Jahren. Ähnliches enthüllen auch die Arbeiten des der gleichen Generation angehörenden Emil Schumacher, dessen neun angebotene Gemälde und Papierarbeiten bis auf zwei neue Liebhaber fanden. Eine titellose, heftig bewegte, großformatige Komposition in Mischtechnik aus dem Jahr 1989 schaffte spielend mit eingelösten 12.500 Euro den Sprung in die Fünfstelligkeit (Taxe 15.000 EUR), während sich eine frühere Aquatintaradierung des Jahres 1964 von 600 Euro auf 1.300 Euro mehr als verdoppelte. Rolf Cavaels bewegte gestische „Komposition Nr. 57/J 18“ von 1957 mit schwarzen Schraffuren und bunten Farbflächen legte von 2.500 Euro auf 5.000 Euro zu.
Der Reigen der fünfstelligen Ergebnisse wird von zwei exzellenten Raritäten abgeschlossen, an denen die neuen Eigentümer trotz des jeweils 2.000 Euro unter dem Schätzwert von 12.000 Euro zugeschlagenen Preises auf Wertsteigerungen hoffen dürfen. Einmal handelt es sich um eine frühe Farbpastellzeichnung von Horst Antes aus dem Jahr 1961. Das prächtige, wild bewegte Figurenbild des erst 25jährigen Malers, eine Vorwegnahme seiner Kopffüßler, ist noch nicht von der Routine des späteren Werkschaffens geprägt. Beim zweiten Werk handelt es sich um die unbetitelte Darstellung zweier speisender Personen mit Hund, die der eher als Architekt bekannte Le Corbusier, eigentlich Charles-Édouard Jeanneret, 1953 während seines Arbeitsaufenthaltes im indischen Chandigarh auf Papier gouchierte.
Zu den Gewinnern der Auktion gehört der Krefelder ZERO-Künstler Adolf Luther, dessen angebotene Glasschleuse aus dem Jahr 1962 von 2.000 auf 3.600 Euro und dessen offerierter Hohlspiegel des Jahres 1977 von 1.500 Euro auf 2.300 Euro kräftig empor kletterten. Etwa im Rahmen der Erwartungen behaupten konnte sich Bernard Schultzes Ölgemälde „Irgendwo ein Kopf” von 1988. Das mit 6.000 Euro bewertete, farblich besonders komplex und strahlend gearbeitete späte Werk in wachsenden Naturerinnerungen nahm ein Bieter für 5.300 Euro in seine Sammlung auf. Wolf Vostells Décollage aus Plakatfetzen von 1959 erklomm 3.700 Euro (Taxe 3.000 EUR).
Wie sehr Kinder des Kohlenpotts trott aller negativen Reputation an ihrer Heimat hängen, mag sicherlich ein farblich wie perspektivisch höchst reizvolles Industriebild des Düsseldorfer Malers Richard Gessner aus den 1920er Jahren demonstrieren. Trotz der eigentlich ein wenig düster anmutenden Zechen- und Werkslandschaft, die einst in der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf zu sehen war, erfolgte der Zuschlag bei 1.800 Euro und damit 300 Euro höher als angenommen. Fast an die Taxe von 6.000 Euro reichte „Der Moorbaum“ von Wilhelm Morgner heran. Die dichte, aus kleinen Pinselstrichen zusammengefügte Zeichnung um 1912 ging bei 5.600 Euro in neuen Besitz über. Auch die beiden günstig offerierten Pastelle Karl Schmidt-Rottluffs fanden ihre Abnehmer. Das kräftiger gefasste „Gehöft“ der 1930er Jahre verbesserte sich von 4.000 Euro auf 6.400 Euro. Hans Meybodens spätexpressionistisches Werk „Rotes Haus und gelbes Auto“ von 1962 wurde schon bei 5.000 Euro zur Hälfte der Schätzung abgegeben.
Zahlenmäßig am stärksten vertreten war mit 16 Aufrufen der Hamburger Zeichner Horst Janssen; nur drei Lose gingen zurück. Die Zuschläge für die Zeichnungen und Radierungen bewegten sich zwischen 5.200 Euro für ein 1972 geschaffenes Künstlerbuch mit 21 halbformatigen Zeichnungen (Taxe 3.500 EUR) und einem radiertem Porträt von Felix von Bethmann-Hollweg, 1971 aus Aststrukturen gearbeitet, für das nicht mehr als 180 Euro drin waren (Taxe 200 EUR). Dagegen stellte das Porträt eines jungen Vampirs von Stephan Balkenhol, eine Lithografie von 1994, mit erzielten 150 Euro ein absolutes Schnäppchen dar (Taxe 200 EUR). Der Biennalekünstler Luc Tuymans kam mit seinem Siebdruck „Egypt“ von 2003 taxgerecht bei 600 Euro ans Ziel. Rolf-Gunter Diensts frühes Ölgemälde „Momentetagebuch – Wandernde Niere“ von 1965 mäanderte auf 1.700 Euro zu (Taxe 1.500 EUR). Und Dieter Roths „Kleine Landschaft“ aus Schmelzkäse auf Sandpapier aus dem Jahr 1969, deren mikrobiotisches Leben noch keineswegs beendet ist, ließ sich ein Bieter 2.200 Euro kosten (Taxe 2.000 EUR).
Zu den wenigen, exklusiven Rückgängen gehören eine farbige Lithografie des Expressionisten Otto Mueller aus dem Jahr 1922, die zwei Badende am Bach zeigt (Taxe 14.000 EUR), das mit 30.000 Euro hoch geschätzte Selbstbildnis von André Thomkins aus dem Jahr 1949, Franz Radziwills „Frau mit weißem Umhang“, die 1927 auch als Mann zu erkennen gewesen wäre (Taxe 40.000 EUR), sowie ein grafisch gestaltetes Aquarell mit verschachtelten Stadtmotiven des Krefelder Fritz Huhnen (Taxe 2.000 EUR). Diese Werke sind nun deutlich günstiger zu Limitpreisen beim Auktionator zu erwerben.
Alle Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.
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