Weitere Details:
Provenienz:
- E. R. Bühler, Winterthur (direkt vom Künstler erworben).
- Koller Auktionen, 21.Mai 1977, Lot Nr. 5040.
- Privatsammlung Deutschland, bei obiger Auktion erworben.
Ausstellung: Zürich 1949: Kunsthaus Zürich, Bonnard, 6. Juni - 24. Juli 1949.
Literatur:
- Dauberville, Jean et Henry. Bonnard, Bd. II, Paris 1968, S. 410, Kat.Nr. 904 (mit Abb.).
Wie ein Teppich aus changierenden Grüntönen breitet sich eine sommerliche Parklandschaft mit den in ihr verweilenden Personen über die Leinwand aus. Die ganze Kraft des Kolorits entlädt sich in den sonnenbeschienenen Flächen, die sich ausgehend von der Grasfläche im Vordergrund, über den mächtigen Baumstamm hinweg, diagonal bis in den hinteren Bereich der Wiese ziehen. Gemeinsam mit den im Schatten der Bäume liegenden dunkleren Partien bilden sie ein regelrechtes Farbgeflecht. Das künstlerische Interesse liegt hier weniger auf dem reinen Naturvorbild, als auf der Inszenierung der Farbe. Bonnard reduziert in seiner Landschaft die äußere Form von Pflanzen und Figuren und entwickelt sie nahezu nur aus den ihnen zugewiesenen Farben.
Wo sonst in vielen von Bonnards Landschaftsausblicken ein Fenster den Rahmen vorgibt, schafft er hier mit den gerade aufragenden Bäumen eine seitliche Begrenzung, durch die sich der Blick in die Natur öffnet. Abweichend vom klassischen Kompositionsaufbau verzichtet Bonnard auf einen zentralen Fluchtpunkt, auf den er alle Bildelemente ausrichtet. Den Eindruck räumlicher Tiefe erreicht er stattdessen zum einen durch die Verschiebung der Perspektive, dem Wechselspiel zwischen den frontal gesehenen Bäumen und der in Aufsicht wiedergegebenen Wiese, zum anderen durch die Wahl des starken Hochformats.
Bonnard absolviert zunächst ein Jurastudium, widmet sich aber schon während dieser Zeit der Freilichtmalerei und besucht zeitgleich die private Kunstschule Académie Julian in Paris. Dort lernt er unter anderem Paul Sérusier und Maurice Denis kennen, mit denen er gemeinsam die Künstlergruppe "Nabis" gründet. In ihrer Suche nach einem neuen, unkonventionellen Ausdruck der Malerei, stehen die Bilder aus diesem Kreis in großem Gegensatz zur offiziellen Salonkunst und werden auf den Salon des Indépendants gezeigt. 1889 nimmt Bonnard sein Studium an der École des Beaux-Arts auf, wo er die Bekanntschaft von Edouard Vuillard macht. Auf einer Ausstellung im Café Volpini entdeckt er die Kunst von Paul Gauguin, die ihn nachhaltig beeindruckt. Bonnards verstärktes Interesse an japanischen Farbholzschnitten öffnet zudem seinen Blick für eine neue Lesart eines Bildes und schlägt sich zunehmend in seinen Werken nieder. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist ein Spiel mit ungewöhnlichen Blickwinkeln und Raumperspektiven, die seine Malerei fortan bestimmen.
Die Landschaft ist dabei ein Hauptthema in Bonnards Malerei. Widmet er sich auch anderen Sujets, wie Pariser Straßenszenen, den Interieurs, Stillleben oder der Aktmalerei, so verschiebt sich sein Interesse seit 1900 doch merklich von der städtischen zur ländlichen Umgebung. Vor allem die Landschaft entlang der Seine, ist ihm reiche Inspirationsquelle. Hier findet er die Motive für seine fast paradiesischen Garten- und Parklandschaften, hier erspürt er die sinnlichen Eindrücke der Natur - von Form, Farbe und Licht - die er dann zurück im Atelier mit leuchtender Palette in seine Bilder gießt.
Er hat Erfolg als Plakatgestalter und ist als Illustrator für die "Revue Blanche" tätig. 1896 zeigt die Galerie Durand-Ruel eine erste Einzelausstellung des gerade neunundzwanzigjährigen Künstlers. Es folgen zahlreiche Reisen nach Italien, Spanien, Belgien oder Holland und Malaufenthalte im Tal der Seine. Er hält sich in Medan oder Vernouillet auf, bereist die Normandie und kauft 1911 schließlich ein Haus, in dem an der Seine gelegenen Ort Vernonnet in der Normandie. Seine Bilder werden zunehmend auch auf internationalen Ausstellungen gezeigt.
Anlässlich einer Ausstellungsbeteiligung sowie einer Einladung von Hedy und Arthur Hahnloser folgend, reist Bonnard 1916 nach Winterthur. Das Schweizer Sammlerpaar hatte hier schon nach einem Besuch einer Cézanne Ausstellung im Herbst 1907 im Salon d'Automne mit dem Sammeln französischer Kunst begonnen und bereits 1909 seinen ersten Bonnard erworben. Ihre Begeisterung für Bonnards Kunst steckt an und so erwirbt E. R. Bühler, Vetter von Hedy Hahnloser, in der Folge dreizehn Gemälde und mehrere Zeichnungen des Künstlers.
Es ist diese Intensität der Farben, der sich kaum ein Betrachter entziehen kann. Als Ausdruck seiner Empfindungen erlangt die Farbe in seinen Bildern eine zunehmende Autonomie, ohne dabei die Grenze zur Abstraktion zu überschreiten und manifestiert seine Rolle in der Kunstgeschichte, die Bonnard heute zu den größten Koloristen des 20. Jahrhunderts zählt. Gewürdigt in zahlreichen Ausstellungen, wie der großen Bonnard Retrospektive der Fondation Beyeler im Jahr 2012. |