Das legendäre Münchner Antiquariat Robert Wölfle hat auf ganz eigene Art dafür gesorgt, dass das Geschäft im Herzen Schwabings weiterhin eine Adresse für Grafiksammler und Bibliophile bleibt. Franziska Bierl ist jetzt hier die Herrin über Erstdrucke und handkolorierte Kupferstiche
Beliebigkeit ist der Tod eines Antiquariats, das haben in den letzen Jahren einige Händler erfahren müssen. Den Antiquaren geht es nicht anders als dem Antiquitätenhandel. Einen Großteil der Umsätze machen heute die Auktionshäuser. Wer auf dem Gebiet der alten Bücher und Grafik bestehen will, muss sich positionieren. Ein Spezialgebiet, ein eigenes Profil, ein Sortiment, das besticht durch Seltenheit oder Schönheit. Aber vielleicht war das schon immer das Rezept des Erfolgs in dieser Branche. Auf das Antiquariat Robert Wölfle, das in München seit mehr als 80 Jahren besteht und das momentan die Staffel weitergibt, ohne sie bereits ganz loszulassen, trifft das jedenfalls zu. Sammler, Museen, Bibliothekare wussten, was sie hier finden: Rare alte Drucke, Bavarica, historische Kinderbücher und ausgewählte Grafik. Hier kaufte die Bayerische Staatsbibliothek Inkunabeln aus dem 15ten Jahrhundert. Von hier aus nahm der künstlerische Nachlass des Malers und Stechers Ludwig Emil Grimm, jüngster Bruder der Märchensammler, seinen Weg in Museen und Institutionen. Und hier wurde Mitte der 1990er Jahre eine bibliophile Entdeckung gemacht. Bis dahin waren weltweit 35 Exemplare des sogenannten September-Testaments von Martin Luther, 1522 erschienen und von Lucas Cranach illustriert, bekannt. Das Sechsunddreißigste ging für eine Summe im mittleren sechststelligen Bereich in eine private Sammlung. ...mehr |