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Dem Maler Ernst Wilhelm Nay zum 100. Geburtstag

"Malerei ist Flachkunst"



Am 11. Juni wäre einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts 100 Jahre alt geworden. Ernst Wilhelm Nays Werk hat maßgeblich dazu beigetragen, die Moderne in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu etablieren.


1902 wurde er als zweites von sechs Kindern in Berlin geboren. Neben einer Buchbinderlehre widmete er sich der Malerei und stellte sich 1924 im Alter von 22 Jahren bei Karl Hofer an der Berliner Hochschule für Bildende Künste vor. 1928 verließ Nay die Akademie als Meisterschüler Karl Hofers und unternahm eine Studienreise nach Paris. Bereits 1931 wurde er mit dem Rompreis geehrt, der ihm einen einjährigen Aufenthalt in der Villa Massimo ermöglichte.

Aufgrund seiner Beteiligung an der Ausstellung "Lebendige deutsche Kunst" in den Galerien Alfred Flechtheim und Paul Cassirer in Berlin 1933 wurden die Nationalsozialisten auf seine Arbeit aufmerksam und verhöhnten eines seiner Bilder ("Liebespaar", 1930) in einem Hetzartikel gegen die moderne Kunst im Völkischen Beobachter vom 25. Februar als "Meisterwerk der Gemeinheit". Ernst Wilhelm Nay fand sich dann auch mit zweien seiner Werke in der 1937 von den Nazis organisierten Ausstellung "Entartete Kunst" in München vertreten, und zehn seiner Gemälde aus Museumsbesitz wurden beschlagnahmt.

Der norwegische Maler Edvard Munch ermöglichte ihm durch finanzielle Hilfe eine dreimonatige Reise auf die Lofoten, wo Aquarelle und später, im Berliner Atelier, die sogenannten Lofoten-Bilder entstanden. Mit dem Erlebnis dieser Reise bricht Nays Anlage zur Farbe ganz auf, und er erreicht einen ersten Höhepunkt seiner Malerei.

"Malen das heißt aus der Farbe das Bild formen, denn die Farbe ist das Leben der Malerei"

Während sich die Arbeiten vor dem Krieg noch am Gegenständlichen orientierten, folgte er seit den frühen 1930er Jahren surrealistischen Prinzipien. Innerhalb seiner Auseinandersetzung mit der Figur und dem Problem der Form löste er sich zunehmend vom Surrealismus und näherte sich den Meistern des klassischen Expressionismus’, vor allem Ernst Ludwig Kirchner, bis zum Ende der 1930er Jahre an. Seit 1945 wuchs die Autonornie der Farbformen, und alle Überlegungen Ernst Wilhelm Nays drängten zur Abstraktion. Er fand diese in der Erkenntnis von der Bedeutung reiner Farbformen. So setzte er nach 1948 mit Farbscheiben und aus deren Rhythmus gewonnenen Spiralformen neue Akzente, bis das Gegenständliche nach 1950 vollständig aus seinen Bildern verschwand. Er fand zur Farbe, die nichts mehr bedeutet außer sich selbst und als konkreter Gestaltwert von allen möglichen Bezügen gereinigt ist. Sein lebenslanges Anliegen war es, das "Elementarbild" zu schaffen, allen Raum, alle Rhythmik und Dynamik durch die Farbe, der elementarsten Darstellung, zu erreichen.

Der Maler, schon zu Lebzeiten mit vielen Ehrungen und Ausstellungen, wie zum Beispiel Beteiligungen an den Biennale in Venedig und São Paulo und den Documenten 1 und 3 in Kassel, geehrt, lebte ab 1951 in Köln, wo er am 8. April 1968 verstarb. Nay erscheint nicht nur als ein bedeutender Farbenmaler, sondern auch als ein reflektierter Künstler, der in seiner Kunst immer wieder neue Experimente wagte.



11.06.2002

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Christine Philipp

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