Rekord für Churchill-Gemälde bei Christie’s  |  | Neuer Auktionsrekord bei 7 Millionen Pfund: Winston Churchill, Tower of the Koutoubia Mosque, 1943 | |
Auf Empfehlung seines Lehrers John Lavery besuchte Winston Churchill im Jahr 1935 zum ersten Mal Marokko und war so begeistert von der dortigen Lichtstimmung und der beeindruckenden Landschaft, dass er seine Eindrücke auf 45 Gemälden festhielt. Dazu gehört auch das Werk „Tower of the Koutoubia Mosque“ aus dem Jahr 1943, das gestern bei Christie’s in London einen neuen Auktionsrekord für den malenden Politiker einfuhr. Nach einem längeren Gefecht zwischen zehn Bietern war die Messlatte von 1,5 Millionen Pfund für den Blick auf Marrakesch vor der schneebedeckten Bergkette des Hohen Atlas in einem von Blau-, Ocker- und Gelbtönen bestimmten Kolorit dann auf 7 Millionen Pfund hochgelegt. Das Gemälde hatte auch alle Zutaten für einen neuen Spitzenpreis: Es ist das einzige, das Churchill während des Zweiten Weltkriegs vollendete, der britische Premierminister machte es seinem amerikanischen Kollegen Franklin D. Roosevelt als Erinnerung an einen gemeinsamen Ausflug nach Marrakesch am Tag nach der Casablanca-Konferenz zum Geschenk, und schließlich gab Leinwandstar Angelina Jolie das geschichtsträchtige Gemälde zur Versteigerung.
Insgesamt lief die Auktion „Modern British Art“ hervorragend. Bei fast vollständiger Abnahme - 33 der insgesamt 34 Lose wurden gehandelt – setzte Christie’s brutto 25,6 Millionen Pfund um. Insbesondere die höher taxierten Werke kamen gut an, darunter zwei weitere Gemälde Churchills: „Scene at Marrakech“ um 1935 mit einem kleinen Wasserfall in einer schroffen Felslandschaft verbesserte sich von 300.000 Pfund auf 1,55 Millionen Pfund, sein Hochformat mit der Ansicht der Heiligensäule im Londoner „St Paul’s Churchyard“ von 1927 kam immer noch auf 880.000 Pfund (Taxe 200.000 bis 300.000 GBP). John Laverys „The Viscountess Castlerosse, Palm Springs“, die es sich 1938 auf einem Sprungbrett über der grünlich schimmernden Wasseroberfläche eines Pools bequem gemacht hat, wurde für 700.000 Pfund als teuerstes Porträt des Künstlers verkauft (Taxe 400.000 bis 600.000 GBP). Unter mehreren Werken Laurence Stephen Lowrys konnten der ruhige „Head of a Boy“ für 600.000 Pfund (Taxe 300.000 bis 500.000 GBP) und das winterliche Querformat „Street Scene“ für 500.000 Pfund glänzen (Taxe 300.000 bis 500.000 GBP).
Einen neuen Auktionsrekord gab es dann noch Michael Craig-Martins plakatives Stillleben „With Red Shoes“ von 2000 in kräftigen Farben bei unerwarteten 260.000 Pfund (Taxe 60.000 bis 80.000 GBP). In der Sparte Skulptur verdreifachte die „Maquette for King and Queen“ von Henry Moore mit 2,5 Millionen Pfund ihre untere Schätzung von 750.000 Pfund. Weitere Höhepunkte waren zwei abstrakte Plastiken mit geometrischen Formen von Barbara Hepworth: Die gegenübergestellten Rautentürme „Square Forms (Two Sequences)“ kletterten von 300.000 Pfund auf 750.000 Pfund, und „Three Round Forms“ aus Schiefer schlugen immerhin 480.000 Pfund heraus (Taxe 200.000 bis 300.000 GBP). Eine Punktlandung an der oberen Schätzgrenze von 500.000 Pfund generierten Barry Flanagans bronzene Elefantenpendants „Gendrd I / Gendrd II“ von 1994, auf deren Rücken seine charakteristischen Hasen tanzen. |