Winfried Sziegoleit gestorben  |  | Winfried Sziegoleits Hauptwerk: Das Neue Gewandhaus in Leipzig | |
Winfried Sziegoleit, einer der bekanntesten Architekten aus der Spätzeit der ehemaligen DDR, ist tot. Er starb am vergangenen Samstag 81jährig in seiner Wahlheimat Leipzig. Geboren 1939 wenige Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im ostpreußischen Insterburg, wuchs er infolge der Flucht der Familie im sachsen-anhaltischen Köthen auf. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Zimmermannslehre und studierte anschließend von 1959 bis 1965 in Dresden Architektur unter anderem bei Fritz Schaarschmidt und Rolf Göpfert. Unter der Leitung des Letzteren arbeitete er in den darauffolgenden vier Jahren als Assistent am Entwurfsinstitut der Fakultät Bauingenieurwesen der Technischen Universität. Aus dieser Zeit datiert auch der Entwurf zu seinem ersten bedeutenden Bau, dem Rundkino in Dresden, der Anfang der 1970er Jahre etwas verändert umgesetzt wurde.
Nach einer rund sechsjährigen Tätigkeit als Architekt im Wohnungsbaukombinat Leipzig war Sziegoleit zwischen 1975 und 1990 im Aufbaustab beim Rat des Bezirkes Leipzig beschäftigt und damit auf mittlerer Verwaltungsebene mit einigen wichtigen öffentlichen Bauten betraut. In dieser Zeit entstand sein bekanntestes Werk, das Leipziger Gewandhaus, für das er schon 1974 erste Pläne eingereicht hatte und das zwischen 1977 und 1981 ausgeführt wurde. Mit seiner großen, trapezförmigen Glasfassade zum Augustusplatz und der hohen, sandsteinverkleideten Attika wird das Gebäude zu den wenigen bedeutenden Objekten der architektonischen Postmoderne in der DDR gezählt. Auch das wenige Jahre vor der Wende nach Sziegoleits Plänen errichtete Eingangsgebäude des Bowlingtreffs am Wilhelm-Leuschner-Platz schrieb sich in die DDR-Architekturgeschichte ein und wurde 2009 unter Denkmalschutz gestellt.
1990 machte sich Winfried Sziegoleit zusammen mit dem vor zwei Jahren verstorbenen Kollegen Eberhard Göschel selbständig. Während der folgenden Jahre gingen aus ihrem Architektur- und Planungsbüro vor allem Entwürfe für Wohnhäuser in und um Leipzig sowie für umfangreiche Sanierungsprojekte historischer Universitätsbauten hervor. Verdienste erwarb sich Sziegoleit darüber hinaus von 1991 bis 1993 als Gründungspräsident und anschließend Ehrenpräsident der Architektenkammer Sachsen sowie als Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer von 1999 bis 2001 und Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. |