 |  | Jean-Baptiste Greuze, Madame Greuze, ruhend | |
Nur wenigen war bislang bekannt, dass das Amsterdamer Rijksmuseum eine exzellente Kollektion französischer Zeichnungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts besitzt. Dies verdankt es Fritz Mannheimer, einem deutschen Bankier, der um 1920 in Amsterdam lebte und Kunst und Antiquitäten verschiedener Länder sammelte. In seiner Zeichnungssammlung befanden sich Blätter von François Boucher, Jean-Honoré Fragonard, Jean-Baptiste Greuze, Jean-Antoine Watteau oder Jean-Auguste-Dominique Ingres. Einige von ihnen erwarb Mannheimer vom Darmstädter Museum, andere fand er im Pariser Kunsthandel. Nachdem seine Sammlung 1953 ins Amsterdamer Rijksmuseum gelangte, wurde sie dort weiter auf hohem Niveau ausgebaut.
Die Schau reflektiert den Abwechslungsreichtum der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts. Feinheit, Eleganz, Zierlichkeit und Sinnlichkeit, Phantasie, aber ebenso Unerschrockenheit sind einige Charakteristika dieser Kunst und des Geschmacks der seinerzeitigen Gesellschaft. Die Ausstellung beginnt mit einigen Arbeiten aus den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts. Dann öffnet sie sich zur unbeschwert fröhlichen Welt des 18. Jahrhunderts mit einer großartigen Gruppe aus neun Blättern mit Figurenstudien von Jean-Antoine Watteau (1684-1721). Einige von ihnen sind in "aux trois crayons" gefertigt, einer Kombination aus rot, schwarz und weißer Kreide auf braunem Papier, das in hohem Maße in Frankreich Berücksichtigung fand.
Eine Generation später wurde der künstlerische Stil von François Boucher (1703-1770) vorgegeben, der die Patronage von Madame de Pompadour genoss. Zu sehen sind zwölf Zeichnungen, darunter sinnliche Studien von nackten weiblichen Körpern und Putten, sowie eine feine Schilderung von der Entdeckung von Moses im Binsenkorb. Das Meisterstück bei Boucher stellt eine wunderschön festgehaltene Landschaft dar.
Die Naturschilderungen von Jean-Honoré Fragonard (1732-1806) sind von Erinnerungen an italienische Parks und Villenlandschaften durchdrungen. Er bestückt die Schau noch mit zwei Figurenstudien stehender Frauen und seinem einzig erhalten gebliebenen Skizzenbuch. Drei Blätter von Hubert Robert (1733-1808) zeigen dessen Variationsreichtum bei der Umsetzung des Themas „Italienische Landschaft“. Neben Entwurfskizzen für Skulpturen und kunstgewerbliche Gegenstände, Porträts, etwa Jean-Baptiste Greuzes (1725-1805) sanft auf einer Chaiselounge schlafende Ehefrau, oder Genreszenen nehmen auch Buchillustrationen, wie Jean-Baptiste Oudrys (1686-1755) Bilder zu dem Fabeln Jean de La Fontaines, einen breiten Raum ein.
Als Vertreter des Neoklassizismus und der Romantik, die den Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert bilden, wurden Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780-1867) und Eugène Delacroix (1798-1863) ausgewählt. Von Ingres besitzt das Rijksmusem die Porträts der „Englischen Reisenden in Rom“, die zu den bedeutenden Serien der europäischen Zeichenkunst gehören, und von Delacroix einige flüchtig aufgetragene Blätter und ein Skizzenbuch. Erweitert wird der Neoklassizismus durch Arbeiten von Pierre Paul Prud’hon (1758-1823) und Jean Démosthène Dugourc (1749-1825). So zeigt ein großformatiger Entwurf für eine Wanddekoration pompejische und ägyptische Motive. Eine letzte Abteilung widmet sich den künstlerischen Beziehungen zwischen Frankreich und der Niederlande und stellt den Illustrator Bernard Picart (1673-1733) oder den Porträtmaler Jean-Baptiste Perronneau (1715-1783) vor, die beide aus Paris stammten und in Amsterdam arbeiteten und starben.
Die Ausstellung "Von Watteau zu Ingres - Französische Zeichnungen aus dem Rijksmuseum" ist noch bis zum 2. Februar in Amsterdam täglich von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Danach wandert sie ins Niederländische Institut nach Paris.
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