Landgraf Karl zieht in die Kasseler Gemäldegalerie ein  |  | Herman Hendrik de Quiter d.Ä, Reiterbildnis Landgraf Karl, um 1703 | |
Die Museumslandschaft Hessen Kassel hat für ihre Gemäldegalerie Alte Meister ein Reiterbildnis des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel (1654-1730) erworben. Sein niederländischer Hofmaler Herman Hendrik de Quiter d.Ä. schuf das Werk um 1703 zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs. Der Landgraf sitzt in der seit der Antike tradierten Feldherrenpose in voller Rüstung mit dem Kommandostab in der Hand auf einem steigenden Rappen. Begleitet wird er von einem Pagen, der seinen Helm trägt. Das Gemälde gilt auf Grund seiner Größe von 2,75 auf 2,75 Metern sowie der aufwendigen Inszenierung als das bedeutendste bekannte Portrait Karls von Hessen-Kassel und sollte seinerzeit seinen Anspruch auf die Kurfürstenwürde unterstreichen. Mit dem Herrscherbildnis erwerben die Kasseler Museen erstmalig ein repräsentatives Standesporträt des Landesgrafen. Das Gemälde befand sich bis zur preußischen Annexion 1866 in der landgräflichen, später kurfürstlichen Sammlung Hessen-Kassel. Danach wurde es vermutlich veräußert. 1982 tauchte das Gemälde dann im Besitz des bolivianischen Diplomaten und Kunstsammlers Antenor Patiño Rodríguez, wurde 1998 nach dessen Tod bei Sotheby’s New York von der Bremer Galerie Neuse für netto 60.000 US-Dollar erworben und war seit 2000 durchgehend in privater Hand. Die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kulturstiftung und der Museumsverein Kassel unterstützten den Ankauf.
Landgraf Karl von Hessen-Kassel zählt zu den bedeutendsten Fürsten der Barockzeit und förderte während seiner über 50jährigen Regierung die Wissenschaften und Künste, durch die Kassel große Anerkennung und Bekanntheit erlangte. Er legte den Grundstein für die Sammlungen der heutigen Museumslandschaft in Kassel, die ab 1709 erstmals im Kunsthaus Kassel besichtigt werden konnten. Zu den zahlreichen von ihm initiierten Monumenten des Städte- und Gartenbaus zählen beispielsweise die Orangerie mit dem Marmorbad in der Karlsaue oder das Herkulesmonument samt Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe, die seit 2013 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO sind. Während des Spanischen Erbfolgekrieges stand Karl von Hessen-Kassel dem Kaiser mit hessischen Truppen im Rheingebiet gegen Frankreich zur Seite. Wahrscheinlich gab er selbst den Auftrag für das Reiterbildnis als Symbol seiner militärischen Stärke und Kaisertreue. |