Richard Rogers’ letztes Gebäude vollendet  |  | Richard Rogers und Stephen Spence, Richard Rogers Drawing Gallery, 2021 | |
Mit Richard Rogers hat sich schon im vergangenen Jahr einer der großen zeitgenössischen Architekten im Alter von 87 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Nun wurde auch das letzte Gebäude, dessen Planung noch in den Händen des 1933 in Florenz geborenen Italo-Briten lag, fertiggestellt. Dabei handelt es sich um die kleine, aber architektonisch wirkungsvolle „Richard Rogers Drawing Gallery“ im südfranzösischen Château La Coste, rund zwanzig Kilometer nördlich von Aix-en-Provence. Das in einer malerischen Hügellandschaft gelegene Weingut des nordirischen Geschäftsmanns Paddy McKillen stellt eine Symbiose aus Wein, Kunst und Architektur dar, auf dessen weitläufigem Gelände Bauten von Renzo Piano, Tadao Ando, Jean Nouvel und Frank O. Gehry sowie Skulpturen unter anderem von Richard Serra, Ai Weiwei, Louise Bourgeois und Alexander Calder stehen. Teil dieses Ensembles ist nun auch Rogers’ Bau, der sich als 27 Meter langer Quader in orangefarbenem Stahlgerüst weit über einen von Bäumen bestandenen Hang hinausstreckt. Die Einladung, diesen architektonischen Beitrag zu leisten, erhielt Rogers schon im Jahr 2011.
Richard Rogers, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie von Italien nach England zog, arbeitete nach einem Studium an der Architectural Association School in London und der Yale School of Art and Architecture zunächst einige Jahre lang in einem New Yorker Architekturbüro, bevor er 1963 nach England zurückkehrte und sich dort selbständig machte. Weltgeltung in seiner Branche erlangte er, als er zusammen mit seinem damaligen Kompagnon Renzo Piano den Wettbewerb für das Centre Pompidou in Paris für sich entschied. Mit der Idee, fast das gesamte Tragwerk und die Rohre für die Gebäudetechnik und die Erschließung sichtbar an der Außenseite des Gebäudes anzubringen, betrat das Duo damals architektonisches Neuland. Wenige Jahre später wiederholte Rogers dieses Prinzip im Hauptsitz der Firma Lloyd’s of London. Unter den zahlreichen internationalen Preisen, mit denen er seither bedacht wurde, ist der Pritzker-Preis 2007 der bedeutendste. |