Ein Messerfisch für das Münchner Nationalmuseum  |  | Futteral in Form einer Forelle mit komplettem sechsteiligem Messersatz, Italien (?), um 1570 | |
Ein ungewöhnliches Futteral in Form einer schlanken Forelle mit vollständigem Messersatz aus dem späten 16. Jahrhundert erweitert nun den Bestand des Bayerischen Nationalmuseums in München. Das fast 35 Zentimeter lange Behältnis stammt vermutlich aus Italien, wird auf die Zeit um 1570 datiert und darf Seltenheitswert beanspruchen. Nur sechs weitere Besteckfutterale in Form von Forellen aus der Zeit der Renaissance sind weltweit bekannt. Sie lagern etwa im Leipziger Grassi Museum, im Deutschen Klingenmuseum in Solingen oder in der Memorial Art Gallery der University of Rochester. Das direkte Vergleichsstück befindet sich im Grünen Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Ähnlichkeit der beiden Forelle ist frappierend: die realistische Gestalt und Farbfassung lassen einen engen zeitlichen und räumlichen Kontext der Entstehung vermuten.
Der Fisch aus Leder ist so detailliert und lebensnah in changierenden Farben bemalt – lediglich die dicken Flossen lassen vermuten, dass es sich nicht um ein echtes Lebewesen handelt –, dass ein Fischer getrost von einem stattlichen Exemplar einer schillernden Regenbogenforelle sprechen kann. Zieht man am Kopf, öffnet sich ab den Kiemen der Deckel, und die sechs fein ziselierten Messer mit ihren schlanken beinernen Griffen werden sichtbar. Derartige Utensilien der Hoftafel erfreuten sich damals großer Beliebtheit, auch wenn sich nur wenige Stücke erhalten haben. Vor 1600 befand sich die Mode der fürstlichen Kuriositäten- und Naturaliensammlung auf ihrem Höhepunkt: Die Potentaten wollten damals ihre Besucher und Freunde mit Dingen verblüffen, die die Natur oder der Mensch erschaffen hatten. So ist überliefert, dass unter anderen Cosimo I. de’ Medici ein derartiges Fisch-Futteral besaß. Nun hat diese beeindruckende Ausfertigung dank der Freunde des Nationalmuseums seine Heimat in München gefunden. |