Marcel Bascoulard im Kunsthaus Bregenz  |  | Marcel Bascoulard, Ohne Titel, 1971 | |
Das Kunsthaus Bregenz zeigt seit dem Wochenende Werke des französischen Zeichners und Fotografen Marcel Bascoulard und konzentriert sich in der Kabinettschau auf dessen fotografische Selbstbildnisse in Frauenkleidern, die bisher noch nie in Österreich ausgestellt wurden. Nur ein einziges Buch aus dem Jahr 2014 behandelt den ungewöhnlichen Autodidakten, der lediglich die Kunstschule seiner Heimatstadt Bourges besuchte. 1913 geboren, war Marcel Bascoulard lebenslang ein einzelgängerischer Sonderling. Als 19jähriger war er Zeuge, wie seine Mutter seinen Vater ermordete. Unabhängig und selbstbestimmt gehörte zum Stadtbild Bourges’, bis er 1978 als verarmter Clochard ebenfalls Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und starb. Bekannt war er als „der Mann, der sich als Frau verkleidete“. Die Selbstportraits, die er in einem kleinen Laden der Stadt entwickeln ließ, zeigen einen dünnen langhaarigen Mann, der steif und linkisch in theaterhafter, femininer Garderobe stets in der Mitte des Bildes steht. Frontal, aber nicht herausfordernd blickt er direkt in die Kamera, während er in der Rechten oft ein Accessoire hält, das entfernt an ein Messer oder an eine Handtasche erinnert.
Im Kriegsjahr 1942 nahm Marcel Bascoulard diese Serie der Selbstbildnisse auf, die ihn ein Leben lang begleiten sollte. Dabei schlüpfte er in verschiedene Rollen, die ihn auch in andere Zeiten führen sollten. Er inszenierte sich als unverheiratetes Fräulein oder alte Jungfer, als Lehrerin oder Ladenbesitzerin, gerne mit kleinem Spiegel in der Hand, der mal als Fächer, mal als Hackebeil dient, als Haushälterin mit Schürze oder als Dame des Hauses, aber auch in Rollen, die er zunehmend seiner Phantasie entsprangen, etwa als futuristisch anmutende Geisha in Vinyl. In dieser manischen Serie scheint Bascoulard, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und erlebte Gewalt subtil anzudeuten. Zurückhaltung, Einsamkeit, Verletzlichkeit, Angst und eine geheimnisvolle Aura prägen diese Bildnisse. Bei einer Festnahme durch die Polizei im Jahr 1952 erwiderte Bascoulard auf die Frage, warum er sich in der Öffentlichkeit in Frauenkleidern zeige, es sei eine „künstlerische Notwendigkeit“.
Die Ausstellung „Marcel Bascoulard“ ist bis zum 5. April zu sehen. Das Kunsthaus Bregenz hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 11 Euro, ermäßigt 9 Euro.
Kunsthaus Bregenz
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