MET denkt laut über Kunstverkäufe nach  |  | Das Metropolitan Museum will Kunst verkaufen, um die Schulden aus der Corona-Krise zu minimieren | |
Das New Yorker Metropolitan Museum of Art (MET) ist wie viele der Museen in den USA durch die Corona-Pandemie in eine erhebliche finanzielle Schieflage geraten. Laut einem Bericht der New York Times fehlen dem Museum rund 150 Millionen Dollar. Um dieses Defizit auszugleichen, werde nun auch darüber nachgedacht, Kunstwerke zu verkaufen. Zu diesem Schritt wäre das Haus rechtlich in der Lage, solange der Erlös dem Erhalt der restlichen Sammlung diene. Gegen die unbestätigte Ankündigung formiert sich jedoch bereits ein breiter Widerstand. Die Debatte dreht sich dabei allerdings nicht um die Frage, ob amerikanische Museen generell Kunstwerke verkaufen dürfen, sondern vielmehr darum, wozu die so generierten Einnahmen genutzt werden.
George Goldner, ehemaliger Kurator am MET, sieht beispielsweise keine Probleme darin „Kunst zu verkaufen, um mehr Kunst zu kaufen“ und so die Sammlung stärker zu profilieren. Aber die eigene Kollektion zu dezimieren, um die ausstehenden Rechnungen zu bezahlen, sei beschämend und widerspreche dem öffentlichen Auftrag eines Museums. Der ehemalige Direktor des MET, Thomas P. Campbell, verglich auf Instagram den möglichen Schritt in amerikanisch-drastischer Manier mit einem schnellen Drogenschuss: „Solche Verkäufe wirken wie Kokain auf einen Abhängigen – ein schneller Rausch, der zu einer Sucht wird. Ich befürchte, dass die Folgen dieses Schrittes für die Kunstbranche äußerst zerstörerisch sein werden.“
Der amtierende Direktor des MET, Max Hollein, betonte gegenüber der New York Times, dass sich das Haus „alle Optionen offen halten werde“. „Keiner von uns hat einen vollständigen Überblick davon, wie sich die Pandemie entwickeln wird. In dieser unsicheren Situation wäre es unangemessen, wenn wir den Verkauf von Kunst nicht in Betracht ziehen würden“, so Hollein. Das MET ist nicht das erste Museum, das angesichts knapper Kassen derartige Überlegungen anstellt. Erst im vergangenen Herbst gab das Brooklyn Museum Kunstwerke in eine Versteigerung, um mit den anvisierten 40 Millionen Dollar die Depot- und Konservierungskosten zahlen zu können.
Martin Gammon, Gründer der Kunstberatung Pergamon Art Group, rät zur Beruhigung: „Wir sollten abwarten und sehen, was tatsächlich zur Deakzession vorgeschlagen wird, wenn überhaupt, bevor wir ein Urteil fällen. Die entscheidende Frage ist, ob das MET eine klare und vertretbare kuratorische Begründung für die Auswahl findet, anstatt einfach nur Trophäenwerke wegen ihres hohen Wertes zu verkaufen.“ Dass die jetzt ertönte öffentliche Empörung nicht ohne Folgen bleiben könnte, zeigt ein Fall aus Baltimore. Dort hatte das Kunstmuseum im vergangenen Jahr drei hochkarätige Gemälde von Andy Warhol, Clyfford Still und Brice Marden veräußern wollen, um Gehaltserhöhungen und verlängerte Öffnungszeiten zu finanzieren. Nach anhaltenden Protesten zog das Museum seine Pläne nur wenige Stunden vor der geplanten Auktion zurück. |