Venezianische Leichtigkeit in Innsbruck  |  | Giovanni Battista Piazzetta, Junge Frau in skeptischer Betrachtung | |
Nach der coronabedingten Schließung öffnet das Innsbrucker Ferdinandeum mit einer Präsentation hauseigener Zeichnungen des Venezianers Giovanni Battista Piazzetta nun wieder seine Pforten. Neben dem 24 Jahre älteren Sebastiano Ricci und dem 14 Jahre jüngeren Giovanni Battista Tiepolo zählt Piazzetta im 18. Jahrhundert zu den maßgeblichen Künstlern der Serenissima. Das Ferdinandeum besitzt rund 60 zeichnerische Arbeiten des Venezianers und damit ein Konvolut von internationalem Rang, dem bislang noch nie eine Ausstellung gewidmet wurde.
Der 1683 geborene Piazzetta schuf eine große Anzahl von Charakterköpfen, mit einem, zwei und manchmal gar drei Gesichtern auf einem Blatt. Diese sogenannten „têtes d’expression“ geben nicht nur der Innsbrucker Schau ihren Namen, sondern untermauerten bereits zu Lebzeiten Piazzettas Künstlerruhm. So berichten seine Biografen davon, dass er durch den Verkauf dieser Zeichnungen seine Familie problemlos ernähren konnte. Da die auf ursprünglich blauem Papier ausgeführten Zeichnungen zum großen Teil dazu vorgesehen waren, gerahmt und gehängt zu werden, hat das Tageslicht das Papier bis heute vielfach vergrauen lassen. Dieser Umstand tut der spielerisch leichten Federführung des Venezianers nur wenig Abbruch.
Obwohl die Modelle in einigen dieser Zeichnungen als der Künstler selbst, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter identifiziert werden können, sind sie nicht als Porträts bestimmter Personen gedacht. Stattdessen stellte die Piazzetta sie mit begleitenden Attributen oder mit bestimmten Gesichtsausdrücken dar. Sie dienten ihm als Ausdrucksstudien und waren Betrachtungen über Alter, Schönheit, Unschuld und andere zeitlose Themen. Bei der Ausführung von Gemäldeaufträgen griff Piazzetta gerne auf diesen Zeichenfundus zurück, sodass die Blätter häufig Bestandteil größerer Werke wurden. So lassen sich Innsbrucker Zeichnungen heute mit Gemälden in Venedig, Mailand, London und New York verbinden. An diesem wissenschaftlichen Puzzlespiel lässt Kurator Ralf Bormann nun erstmals die breite Öffentlichkeit teilhaben.
Die Ausstellung „Giovanni Battista Piazzetta. Têtes d’expression“ läuft bis zum 2. Mai. Das Ferdinandeum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre haben freien Eintritt.
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Museumstraße 15
A-6020 Innsbruck
Telefon: +43 (0)512 – 59 489
Telefax: +43 (0)512 – 59 489 109 |