Architekt Herbert Groethuysen gestorben  |  | Herbert Groethuysen, Pfarrkirche St. Karl Borromäus in München, 1963 | |
Im Alter von 99 Jahren ist kurz vor dem Jahreswechsel der Münchner Architekt Herbert Groethuysen verstorben. Bekannt geworden ist er in den 1950er und 1960er Jahren mit Bauten in der bayerischen Landeshauptstadt nicht zuletzt auf dem Gebiet der Sakralarchitektur. So entwarf er 1953/55 zusammen mit dem gut zwei Jahre älteren Kollegen Alexander von Branca den Neubau des Herz Jesu-Klosters der Schwestern vom Göttlichen Erlöser im Gärtnerplatzviertel als die erste vollständige in Stahlbeton ausgeführte Kirche Münchens. Später folgten unter anderem die Kirchen St. Karl Borromäus in Fürstenried und St. Mauritius in Moosach, ebenfalls prägende Landmarken der Nachkriegsarchitektur in Süddeutschland.
Geboren im August 1921 in München, absolvierte Herbert Groethuysen nach dem Zweiten Weltkrieg an der dortigen Technischen Hochschule ein Architekturstudium. In der teilweise kriegszerstörten Großstadt setzte sich Groethuysen früh für eine dezidiert moderne, auch auf demokratische Mitsprache der Bewohner beruhende Architektur ein. Er tat sich unter anderem mit Jakob Semler und Werner Wirsing zu einer Architektengemeinschaft zusammen, die in der Wohnheimsiedlung Maßmannplatz für das Bayerische Jugendsozialwerk bis 1951 ihre Ideen von einer neuen Art des Wohnens in die Wirklichkeit umsetzen konnten.
Nach einer kurzzeitigen Bürogemeinschaft mit Branca machte sich Groethuysen 1954 mit einem eigenen Büro selbständig. Ferner arbeitete er zwischen 1960 und 1973 mit Gernot Sachsse und Detlef Schreiber zusammen. In dieser Zeit entstand in der Münchner Altstadt wenige Hundert Meter vom Marienplatz entfernt das sogenannte „Schwarze Haus“ als Verwaltungsgebäude des Süddeutschen Verlages. Wegen seiner schwarzen Aluminium-Glas-Fassade war der sechsstöckige Stahlskelettbau, der an die Architektur Ludwig Mies van der Rohes erinnerte, schon zur Entstehungszeit umstritten. Inzwischen hat ihn das Schicksal zahlreicher Bauten der zweiten Nachkriegsmoderne ereilt: Um die Jahreswende 2008/09 wurde es trotz eines Gutachtens des Landesamtes für Denkmalpflege, das es als denkmalwürdig einschätzte, abgerissen. |