David Medalla verstorben  |  | David Medalla mit einer seiner „Cloud Canyons“ | |
David Medalla ist tot. Der in Manila und Berlin lebende Künstler starb am 28. Dezember im Alter von 78 Jahren. Dies bestätigte Adam Nankervis, Medallas Partner und Mitarbeiter. Medalla war als Pionier der Land Art und der kinetischen Kunst bekannt für seine mittels Seifenschaummaschinen hergestellten Skulpturen, die er ab den 1960er Jahren unter dem Titel „Cloud Canyons“ schuf. „Medallas unvorhersehbare und spielerische Herangehensweise an das Kunstschaffen machte es schwer, ihn zu kategorisieren. Aber er wird zunehmend als eine bedeutende Figur in der Entwicklung von Installation, kinetischer und partizipatorischer Kunst anerkannt“, so die Queensland Art Gallery in Brisbane.
David Medalla, der sich selbst einmal als „Dichter, der die Physik feiert“, bezeichnete, wurde 1942 in Manila auf den Philippinen geboren. Schon als Jugendlicher studierte er an der Columbia University in New York alte und neue Literatur, antike Dramen und Philosophie. 1960 zog er nach London, wo er die ersten Seifenschaummaschinen entwickelte, unter anderem auch die „Nr. 3“ von 1961, die sich heute in der Sammlung der Tate Modern befindet. Die Idee zu seinen „auto-kreativen“ Skulpturen aus Säulen, Seifenwasser und Pumpen, denen die Besucher bei ihrer Entstehung zusehen konnten, kam ihm durch persönliche Erlebnisse: einen Besuch in einer Seifenfabrik oder den Anblick eines sterbenden Guerillasoldaten, dem Blutblasen aus dem Mund liefen. Die „Cloud Canyons“ wurden in der Londoner Galerie „Signals“ gezeigt, die Medalla 1964 zusammen mit den Künstlern Marcello Salvadori und Gustav Metzger gründete. Die Galerie spezialisierte sich auf zeitgenössische südamerikanische Kunst, stellte unter anderem Lygia Clark, Jesús Rafael Soto oder Mira Schendel vor und beeinflusste trotz ihrer baldigen Schließung 1967 nachhaltig die avantgardistische Kunstszene Londons.
Harald Szeemann wurde bald auf Medalla und seinen performativen Ansatz aufmerksam und präsentierte seine Arbeiten 1966 in der Ausstellung „Weiss auf Weiss“, 1969 in der legendären Schau „Live in Your Head: When Attitudes Become Form“ in der Kunsthalle Bern sowie 1972 bei der Documenta 5 in Kassel. Der Künstler schien sich stets neu zu erfinden, so gründete David Medalla 1967 die Tanzgruppe „Exploding Galaxy“ oder 1974 die politisch und künstlerisch engagierte Gruppe „Artists for Democracy“. Zwischen 1968 und 2017 entstand die partizipatorische Arbeit „A Stitch in Time“, bei der die Besucher aufgefordert wurden, einen von der Decke des Ausstellungsraums hängenden Stoffstrang zu besticken. Dahinter stand die Überzeugung, dass Kunstwerke die Pflicht haben, sich langsam zu entwickeln, in so vielen Medien und an so vielen Orten wie möglich. Die Installation wurde in Galerien auf der ganzen Welt gezeigt, unter anderem unter der Kuratorin Christine Macel auf der Biennale in Venedig 2017.
Im Jahr 2016 stellte David Medalla seine charakteristischen schaumproduzierenden Skulpturen in der Hepworth Wakefield Gallery in West Yorkshire aus, als er für den ersten Hepworth Prize for Sculpture nominiert war. Außerdem arbeitete er oft mit Sand oder Neonlicht und kombinierte sie mit Glas oder Kunststoff zu sich wandelnden Arbeiten. 2018 organisierten die Thomas Dane Gallery in London und die Kurimanzutto Galerie in Mexiko gemeinsam die Ausstellung „Signals: If You Like I Shall Grow“, die die Werke von Medalla, Metzger und Salvadori zusammenbrachte. Medalla kehrte erst kurz vor seinem Tod mit seinem Partner, dem australischen Künstler Adam Nankervis, nach Manila zurück. |