Gerd Schmidt Vanhove gestorben  |  | Gerd Schmidt Vanhove in seinem Atelier, 1984 | |
Der Künstler Gerd Schmidt Vanhove ist tot. Er starb am vergangenen Dienstag kurz vor seinem 70. Geburtstag in einem Pflegeheim in Hannover. Schmidt Vanhove kreierte in seinem rund 40jährigen Schaffen ein Gegenbild zur Wegwerfgesellschaft, indem er mit Bunsenbrenner, Leim und Farbe weggeworfene Objekte, die er auf der Straße, in Trödelläden oder auf dem Müll fand, recycelte und zu bizarren Kunstwerken zusammensetzte. Dabei begab er sich in die Fußstapfen dadaistischer Künstler wie Kurt Schwitters und Meret Oppenheim. So montierte er 1980 für sein Werk „Die Maske der Bildsprache“ an der Rückseite eines Fahrradsattels eine Schutzbrille, in deren Gläsern ausgeschnittene Wortfetzen prangen. Der so entstandene Kopf erinnert an das Antlitz des Alien E.T. Susanne Pfleger, Direktorin der Städtischen Galerie Wolfsburg, beschrieb sein Œuvre mit den Worten „Spannungsfelder zwischen Alltagsarchäologie, Spurensicherung und Konsumkritik“.
Gerd Schmidt Vanhove kam 1950 in Letter zur Welt, das heute zu Seelze bei Hannover gehört, und schloss sein Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig 1990 als Meisterschüler von Siegfried Neuenhausen ab. Seit 1983 lebte und arbeitete Schmidt Vanhove in Neuenhausens Projekthaus Kornbrennerei Hainholz, bis sein mit Kunst vollgestopftes Wohnstudio auf Grund seiner Lähmung im Jahr 2016 aufgelöst und ein Jahr darauf geräumt wurde. Wiederentdeckt wurde sein Werk 2018 in einer Retrospektive des Sprengel Museums Hannover. Auf Anregung der Sammlerin Marie-Luise Becker präsentierten dort die Kuratoren Reinhard Spieler und Olga Nevzorova die Skulpturen, Schaukästen, kinetischen Objekte, Gemälde und Mappen voller Collagen und Zeichnungen des lange vergessenen Künstlers, der sich Anfang der 2000er Jahre aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Vergangenes Jahr erhielt Schmidt Vanhove als 30. Träger den mit 5.500 Euro dotierten Kunstpreis der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion. |