Düsseldorf feiert den 100. Geburtstag des Jungen Rheinland  |  | Arthur Kaufmann, Zeitgenossen, 1925 | |
Am 24. Februar 1919 gründete sich die Künstlervereinigung „Das Junge Rheinland“. Über 400 Mitglieder sind neuesten Forschungen nach dem Sammelbecken recht heterogener Persönlichkeiten zuzurechnen, das am 28. Juli 1933 unfreiwillig erlosch. Interdisziplinär aus Malern, Bildhauern, Architekten, Schauspielern oder Literaten zusammengesetzt, zeichneten eine programmatische Offenheit und stilistische Vielfalt die Gruppe aus. Da der Leiter der 1913 gegründeten Städtischen Kunstsammlungen Düsseldorf, des Vorgänger des heutigen Museums Kunst Palast, zahlreiche Werke aus dem Umfeld des „Jungen Rheinland“ erwarb und das heutige Domizil, der Ehrenhof, von einem Mitglied der Künstlergruppe, dem Architekten Wilhelm Kreis, entworfen wurde, besteht eine enge Verbindung zwischen dem Museum und der Künstlervereinigung. Aus Anlass des 100. Geburtstages zeigt das Museum Kunst Palast nun einen Überblick aus vornehmlich eigenen Beständen unter Bezugnahme auf ein Zitat nach Max Ernst: „Zu schön, um wahr zu sein.“
Die rund 130 Gemälde, Skulpturen, Arbeiten auf Papier und Dokumente stammen von 24 Künstlern, wobei der Schwerpunkt auf zwölf exemplarisch ausgewählten Hauptprotagonisten liegt. Einleitend platziert ist ein Gruppenbild des engeren Kreises um die Kunsthändlerin Johanna Ey. Im Jahr 1925 schuf es der Maler Arthur Kaufmann. Werke aller der hier porträtierten Künstler finden sich in der Ausstellung, so etwa das von Otto Dix gemalte Ganzfigurenporträt der Johanna Ey, die als meistporträtierte Frau der damaligen Zeit galt. Erst im letzten Jahr konnte die Kunstsammlung NRW das Bildnis erwerben. Während diese Gemälde eher einen konservativen Akademieduktus verinnerlichen, stehen etwa der „Blick auf das Pantheon“ von Fritz Westendorp oder das „Gurkenstillleben“ von Ernst te Peerdt exemplarisch für den Impressionismus.
Im Anschluss ist der rheinische Expressionismus beispielhaft mit August Mackes „Vier Mädchen“ präsent, bevor dann mit Max Ernst neusachliche und surreale Tendenzen einsetzen. Dessen Gemälde „Die Jungfrau züchtigt den Jesusknaben vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler“ von 1926 ist einer der Höhepunkte der Schau, die sich mit Arbeiten von Carl Lauterbach, Heinrich Nauen, Lotte B. Prechner, Karl Schwesig, Adolf Uzarski, Erwin Wendt, Walter von Wecus, Gert Heinrich Wollheim und Marta Worringer fortsetzt. Ihre Werke veranschaulichen traumatische Kriegserfahrungen, die Hinwendung zur Politik, innere Emigration, Konflikte um fortschrittliche oder moderate künstlerische Haltungen oder das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Generationen. Sie stehen für einen Augenblick künstlerischer und intellektueller Freiheit, die bald ein Ende fand.
Die Ausstellung „Zu schön, um wahr zu sein – Das Junge Rheinland“ ist bis zum 2. Juni zu sehen. Das Museum Kunst Palast hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museum 29,80 Euro kostet.
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