Zwei Chinesinnen erhalten Preis der Kunsthalle Wien  |  | Ting-Jung Chen erhält den Preis der Kunsthalle Wien 2018 | |
Der diesjährige Preis der Kunsthalle Wien geht an Ting-Jung Chen und Hui Ye. Die beiden Chinesinnen setzten sich gegen etwa 150 Mitbewerber durch und dürfen sich nun je über 3.000 Euro freuen. Begleitend zur Preisübergabe am 4. Dezember wird auch die Ausstellung der zwei Künstlerinnen mit Katalogen in der Dependance der Kunsthalle am Karlsplatz eröffnet.
Ting-Jung Chen, Jahrgang 1985, kommt aus Taipeh und überzeugte mit ihrer Skulptur „Side Walk“. Die vier Meter hohe, transparente und im Raum schwebende Arbeit „besticht dabei nicht nur technisch und formal, sondern auch durch die ihr implizierten transkulturellen Verknüpfungen“, so die Jurybegründung. „Ausgehend vom Symbol des Wächterlöwen in der chinesischen Kultur und seiner Geschichte thematisiert die Künstlerin die Konfrontation von Kulturen und gesellschaftlichen Gruppen in unterschiedlichen Machtsystemen, befragt die Bedeutungen von Grenze und Identität des Fremden in einer warenfetischistischen Gesellschaft und untersucht entstehende Mimikry-Phänomene innerhalb gesellschaftlicher Empowerment-Prozesse.“
Ting-Jung Chen studierte drei Jahre lang bis 2018 bei Monica Bonvicini am Institut für Performative Kunst & Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. In Deutschland absolvierte sie bis 2015 den Bachelorstudiengang an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Pia Stadtbäumer und Michaela Ott. Zuvor beendete sie ihr Philosophiestudium und eine Ausbildung zur Tonmeisterin und Beleuchterin in Taipeh. Ting-Jung Chen stellte bisher etwa im Taipei Fine Art Museum in Taiwan, dem Hamburger Kunsthaus oder im Museumsquartier in Wien aus.
Die Medien- und Soundkünstlerin Hui Ye zog das Interesse der Jury mit ihrem Video „Quick Code Service“ auf sich. Die 32minütige Arbeit setzt sich mit aktuellen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten auseinander. „Mittels vielschichtiger Erzählstrategien, Überlagerungen und zeitlichen Verschiebungen schafft sie eine Montage, die durch Bild und Botschaft die Betrachter/innen produktiv fordert. Zwischen Dokumentation und Fiktion oszillierend, macht sie auf die manipulativen Potenziale von digitalen Medien aufmerksam. In Fragmenten alltäglicher Interaktionen und über den Versuch, der Distanz zur eigenen Herkunft zu begegnen, zeigt die Arbeit eine digitale Realität zwischen Lebenswelten in China und Europa, die von Zensur wie digitalem Kapitalismus geprägt sind“, so die Erklärung der Jury.
Die aus Kanton stammende Hui Ye studierte TransArts – Transdisziplinäre Kunst bei Ricarda Denzer und Franz Thalmair an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Zuvor absolvierte sie von 2004 bis 2011 ihr Studium der Komposition und elektroakustische Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seit 2017 arbeitet Hui Ye als Gastdozentin an der Guangzhou Academy of Fine Arts in China. Ihre Arbeiten präsentierte sie bisher unter anderem im Künstlerhaus in Wien und im AM Art Space in Shanghai.
Der Preis der Kunsthalle Wien wird seit 2002 gemeinsam mit der Universität für angewandte Kunst Wien und seit 2015 auch mit der Akademie der Bildenden Künste Wien vergeben. Er richtet sich an Absolventinnen und Absolventen der beiden Kunstuniversitäten. 2017 ging die Ehrung an Marlene Maier und Olena Newkryta. |