Glücksfund zu Ernst und Bernhard Fries in Heidelberg
Ernst Fries, Schloßruine Auerbach mit dem Südturm. Hofansicht, 1819
Die kapriziöse Fortuna lächelte Thilo Winterberg zu, als er mit ihrer Unterstützung qualitätsvolle anonyme Landschaftszeichnungen fand. Bald entpuppten sich diese als Werke der in Heidelberg geborenen Brüder Ernst (1801-1833) und Bernhard Fries (1820-1879). Gemeinsam mit der Galerie Joseph Fach aus Oberursel stellt er den Fund nun in einer Verkaufsausstellung in seinen Heidelberger Räumen vor. Ergänzend sind dort ab Samstag je zwei Gemälde und Aquarelle wie auch weitere Zeichnungen der beiden Künstler zu sehen.
Der Landschaftsmaler Ernst Fries ist den Epochen zwischen Romantik und Realismus zuzuordnen. Zu seinen Lehrern gehörten neben Carl Rottmanns Vater Friedrich auch Karl Kuntz und Georg Moller. Nach seinem Studium an der Akademie in München reiste er durch Deutschland und Tirol, bis es ihn nach Italien zog. In der in grau lavierten Zeichnung „Schloßruine Auerbach mit dem Südturm, Hofansicht“ aus dem Jahr 1819 ist noch die Romantik zu spüren. Das in Graunuancen fein durchgearbeitete Blatt besticht mit dem gelungenen Spiel aus Licht und Schatten, das auf allzu dramatische Effekte jedoch verzichtet. Der imposanten Schlossruine ordnet der Künstler einen zierlichen und hoch gewachsenen Baum zu, der wie ein Echo des Schlossturmes wirkt. Winzig und sehr diskret wiedergegeben sind die zwei Besucher der Ruine und zwei Wanderer, die durch einen Torbogen sichtbar sind. Das Blatt ist für 16.500 Euro zu haben.
Ungleich günstiger liegt mit 3.500 Euro das Studienblatt mit Laubbäumen und Füchsen um 1820. Einzig die Baumkrone und das Tier sind weiter ausgearbeitet, während der Rest als feine Linien existiert. Eine Sicht von Roms Caracallathermen auf San Giovanni in Laterano schuf Ernst Fries 1824/25 in Bleistift. Die Architektur der Bauten erhält ihre Dreidimensionalität mit den kunstvoll gesetzten Schatten. Trotz der Gebäudedichte bleibt das 12.800 Euro teure Blatt in seiner Struktur klar und vermittelt einen Eindruck der Weite und der luftigen Atmosphäre. Der Spitzenpreis von 28.000 Euro geht an das 1833 gemalte Ölbild „Pons Augustus, Narni“. In warmen goldgelben Nuancen schimmert der grünliche Fluss, der träge seinen Weg durch Felsen gearbeitet hat. Die Ruine einer Brücke ist mit Pfeilern zu erahnen, und das schöne Grün der Bäume ragt vor Bergen in den blaue-weißen Himmel empor. Im selben Jahr verstarb Ernst Fries in Karlsruhe, wo er als badischer Hofmaler tätig war.
Bernhard Fries folgte seinem älteren Bruder, der ihn zunächst auch unterwies, in die Landschaftsmalerei. Danach studierte er bei dem Historienmaler Carl Koopmann in Karlsruhe, bevor er die Münchner Akademie besuchte. Nach einem achtjährigen Italienaufenthalt vervollständigte er seine Ausbildung an der Akademie in Düsseldorf bei Johann Wilhelm Schirmer. Anders als seinem älteren Bruder gefiel es Bernhard Fries, mit unterschiedlichen Stilrichtungen zu arbeiten, was die Zuschreibung zuweilen erschwert. Auch er liebte das Zeichnen der Bäume und ihrer Eigenheiten, wie es zum Beispiel die „Studie eines Laubbaumes“ für 1.800 Euro verdeutlicht.
Beinahe abstrakt wirkt im ersten Moment die um 1840 datierte, mit 2.800 Euro bewertete „Tiberlandschaft mit zwei Personen am Ufer“, die er in raschen Strichen festhielt. Steinige Hügel mit ihren eigenwilligen Formen interessierten den Künstler 1846 in seinen zwei Skizzen auf einem Blatt der „Landschaft im Rhônetal“. Recto zeigt Fries summarisch im Vordergrund kaum definierte Bäume. Der Hintergrund mit den Hügeln aber hat er detailreicher ausgearbeitet und mit Anmerkungen beschriftet. Auf der Rückseite hat Fries eine „herangezoomte“ Ansicht eines Hügelausläufers festgehalten. Die Zeichnung kostet 3.200 Euro. 33 Jahre später starb der Landschaftsmaler in München.
Die Verkaufsausstellung mit Zeichnungen der Brüder Ernst und Bernhard Fries läuft in Heidelberg vom 14. bis zum 18. April. Die Preise liegen zwischen 300 Euro und 28.000 Euro.