Vjenceslav Richter-Retrospektive in Graz  |  | in der Ausstellung „Ein rebellischer Visionär. Retrospektive Vjenceslav Richter“ | |
Die Neue Galerie in Graz präsentiert ab heute das Schaffen des Kroaten Vjenceslav Richter in einer Retrospektive aus Anlass seines 100. Geburtstags, zu dem sie letztjährig in Zagreb konzipiert wurde. Die Kuratorinnen Vesna Meštric und Gudrun Danzer standen dabei vor der Aufgabe, das vielfältige Werk des Richters abzubilden, denn dieser war nicht nur in der Bildenden Kunst tätig, sondern auch als Architekt, Designer, Grafiker und Theoretiker. Sein umfangreiches Œuvre wurzelt dabei im Bauhaus und der geometrisch-konstruktiven Abstraktion der Zwischenkriegszeit. „Sein gekonntes Wechseln zwischen den verschiedenen Medien macht ihn so besonders“, erklärt Danzer und meint weiter: „Er war kein Künstler, der sich nur mit einer Disziplin beschäftigte, sondern machte sich bei all seinen Werken auch immer Gedanken über die Gestaltung von Gesellschaft.“
Dieser ganzheitliche Anspruch zeigt sich in den Ergebnissen der Arbeit des Künstlers. Seine Ideen gehen bis ins ganz Große, beispielsweise bei seinen Entwürfen für Millionenstädte, mit denen er sich seit 1962 befasste und die sich aus einzelnen „Zikkurat“ genannten Einheiten zusammensetzen. Eines seiner ausgeführten Hauptwerke in der Architektur ist das heute vermutlich zerstörte Archäologische Museum in Aleppo, das er 1956/57 in Zusammenarbeit mit Zdravko Bregovac entwarf. Die Einrichtung dieser Bauten hätte Richter gleich mit liefern können, denn auch das Gestalten von Möbeln war eines seiner Tätigkeitsfelder. Kunstwerke von raumgreifenden Plastiken bis zu malerischen Farbkompositionen zeugen von seiner medien- und spartenübergreifenden Schaffenskraft. Deutlich machen die Kuratorinnen dies schon beim Treppenaufgang zur Ausstellung: Bilder der Arbeit „Das schwarze Loch“, die an die Wand projiziert sind, bieten einen Einblick in die Gedankenwelt Richters, indem abstrakte Werke anstelle seines Gehirns zu sehen sind.
Richter wurde 1917 in Donja Drenova im Norden Kroatiens geboren. Da seine Heimat Jugoslawien seit 1948 zu den sogenannten blockfreien Staaten zählte, taten sich für ihn viele Arbeitsmöglichkeiten zwischen Ost und West auf. Mit Graz verbindet den Künstler schon eine frühere Präsentation, wie Vesna Meštric betont: „Speziell die Tatsache, dass auch Richters allererste Retrospektive 1972 in Graz – sogar in der Neuen Galerie Graz – stattfand, ist für mich etwas ganz Besonderes.“
Die Ausstellung „Ein rebellischer Visionär. Retrospektive Vjenceslav Richter“ läuft vom 23. März bis zum 2. September. Die Neue Galerie Graz hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Ein Katalog ist für 9,50 Euro im Museumsshop zu erwerben.
Universalmuseum Joanneum – Neue Galerie Graz
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