Kunsthalle Tübingen startet mit Schau zu Kapitalströmen Nach vier Jahren Sanierungszeit ist die Kunsthalle Tübingen am vergangenen Wochenende wiedereröffnet worden. Mit der Pilotausstellung „Kapitalströmumg“ setzt der Kunsthallendirektor Holger Kube Ventura neue Akzente und will sich in Zukunft ganz auf zeitgenössische Kunst konzentrieren. 13 junge Künstler thematisieren nun Kapitalströme und Kapitalismus. Mit den Medien Malerei, Zeichnung, Video, Installation, Wandbild, Fotografie und Skulptur begeben sich unter anderem Ruben Aubrecht, Mark Boulos, Florian Haas, Sven Johne, Johanna Kandl, Gabriel Kuri, Christin Lahr, Filip Markiewicz, Gunter Reski, die Gruppe Superflex und Ulrich Wüst auf die Suche nach symptomatischen Indizien für den weltweiten Transfer von Geld und dessen Auswirkungen. Ihren Sujets nähern sie sich dabei eher metaphorisch als über journalistische Recherche.
Den Begriff des Kapitals verstehen die Künstler als Real-, Geld- und Humankapital in Form von Waren, Wertpapieren und Arbeitskräften und nehmen auch Bezug auf die Theorie „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“ von Karl Marx aus dem Jahr 1867. Darin legt Marx dar, dass die stetig anwachsende Kluft zwischen Arm und Reich sowie das Wachstum der sozialen Ungleichheiten vom Menschen gemachte Verhältnisse sind. In der Fotoserie „The Heavens“ aus dem Jahr 2014 zeigen Paolo Woods und Gabriele Galimberti, wie sich der Besitz von Kapital in der Welt unterscheidet. So sind zwar die Kaiman-Inseln ein blühendes Finanzzentrum, trotzdem herrscht hier viel Armut, etwa auf dem Foto „Grand Cayman“, auf dem Kandra Powery und ihre drei Kinder in einfachsten Verhältnissen hausen.
In der Ausstellung kommentieren oder abstrahieren die Künstler den Wert des Geldes, kapitalistisch gedachte Menschenströme und die Eigendynamik des Reichtums. In „Venedig Refugee/Non Citizen Protest Camp – gegen Grenzen, Nationen und die ganze ökonomische Scheiße“ von 2014 macht Holger Wüst den Menschen zum Gegenstand des Kapitalflusses. Auf dem Panoramabild ist ein Flüchtlingscamp am Markusplatz in Venedig zu sehen, daneben ein Luxuskreuzfahrtschiff, geziert mit einer Galionsfigur von Karl Marx. Den Schauplatz kennt man eigentlich als Anlaufstelle für Touristen, nicht für Flüchtlinge. Mit der Schau meldet sich die Tübinger Kunsthalle auf 800 Quadratmetern zurück und macht auf ein gegenwärtiges Thema aufmerksam: die zunehmende Globalisierung und die Bedeutung von materiellem und immateriellem Kapital.
Die Ausstellung „Kapitalströmung“ läuft bis zum 11. Juni. Die Kunsthalle hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, dienstags bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Der Katalog kostet 10 Euro, im Buchhandel 16,80 Euro.
Kunsthalle Tübingen
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