Damage Control in Graz Das Kunsthaus Graz und die Neue Galerie der steirischen Hauptstadt wenden sich in ihren Ausstellungen „Damage Control“ der Kraft der Zerstörung zu. Beide Häuser zeigen unterschiedliche Aspekte dieses Themas: Das Kunsthaus behandelt die Zeit seit 1950 und die Neue Galerie konkretisiert ihren Schwerpunkt auf dem Körper und seine Zerstörung zwischen 1968 und 1972. Das Kunsthaus Graz stellt hauptsächlich Arbeiten der amerikanischen Kunst ab den 1950er Jahren aus, etwa Jeff Wall, Félix González-Torres, Vija Celmins, Gordon Matta-Clark, Larry Johnson und Christopher Wool. Ergänzend sind Skulpturen, Filme, Performances, Installationen, Fotos und Gemälde wegweisender internationaler Künstler wie Yves Klein, Ai Weiwei, Yoko Ono, Cyprien Gaillard, Mona Hatoum oder Juan Muñoz Teil der Ausstellung, die insgesamt 96 Werke umfasst. Auch Arbeiten der österreichischen Künstler Melitta Moschik und Werner Reiterer sind vertreten.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts kann ein gesteigertes Interesse an der Zerstörung und Demontage in der Kunst beobachtet werden, die damit der Welt den Spiegel vorhält. Dies war unter anderem eine kathartische Reaktion auf die Weltkriege und Atombombe. Zerstörung bot aber auch die Möglichkeit der Institutionskritik, einer Entpersonalisierung oder einer „kulturellen Angst“; all dies beeinflusste die Kunst und wurde zu einem Element ihrer gereinigten Re-Kreation. Die Einfachheit der Wolke nach dem Zünden einer Atombombe am Himmel, die Harold Edgerton für die US Atomic Energy Commission eingefangen hat, führt zu ambivalenten Gefühlen. Einerseits sieht man zwar das zerstörerische Werk auf dem Erdboden nicht, doch lässt die imposante vertikale Wolke auf die starke Destruktionskraft schließen. Andererseits kann man dem Bild eine gewisse Ästhetik nicht absprechen. Daher besitzt dieses simple Motiv trotz aller Schönheit eine Furcht einflößende Kraft.
Den Beginn der Auseinandersetzung mit dem Thema der Zerstörung in der Kunst setzte Gustav Metzgers „Destruction in Art Symposion“ von 1966, das einen entscheidenden Bezugspunkt für die Ausstellung darstellt. Obwohl die Vergangenheit den Ausgangspunkt bildet, schlägt die Schau den Bogen bis zur Gegenwart und thematisiert zum Beispiel die Ängste vor den Gefahren des Terrorismus, der Naturkatastrophen und weiterer eingebildeter oder realer Bedrohungen.
Aber auch der Körper wurde zum Objekt der Zerstörung, wie es die Neue Galerie Graz mit ihrem Bruseum verdeutlicht. Die Body Art wurde 1970 von Willoughby Sharp im kurzlebigen Museum of Conceptual Art in Chicago einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. In Videoarbeiten nutzen Künstler wie Vito Acconci, Dennis Oppenheim und William Wegman ihren Leib und verletzen diesen oder dekonstruieren ihn: Acconci brannte sich die Haare von den Brustwarzen, und Wegman steckte sich elf Zahnstocher in den Gaumen. Bald schon fand die körperzentrierte Kunst auch in der Alten Welt Nachfolger, darunter Joseph Beuys, Gina Pane, Urs Lüthi oder Rudolf Schwarzkogler. Günter Brus gilt gemeinhin als „Begründer der Body Art“ und Initiator der Selbstverletzung. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, dieser Aussage in einem internationalen Kontext nachzugehen und sie zu überprüfen. Einen weiteren Aspekt der Ausstellung bildet der Gedanke einer „Ästhetik des Erhabenen“ in Bezug zur Verletzung des Körpers. Ausgangspunkt dieser Überlegung ist die Annahme, dass sowohl die Body Art als auch die Idee des Erhabenen die Beherrschung des Körpers und der mit ihm assoziierten Gefühlswahrnehmungen ins Zentrum stellen.
Die Ausstellungen „Damage Control. Art and Destruction since 1950“ und „Damage Control. Body Art and Destruction 1968-1972“ laufen vom 14. November bis zum 15. Februar 2015. Das Kunsthaus Graz und die Neue Galerie haben Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Beide Institutionen bleiben am 24. und 25. Dezember geschlossen. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Zur Ausstellung im Kunsthaus erscheint ein Katalog für 48 Euro.
Universalmuseum Joanneum – Kunsthaus Graz
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A-8020 Graz
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Universalmuseum Joanneum – Neue Galerie Graz
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