Filmischer Surrealismus in der Villa Stuck Das Münchner Museum Villa Stuck hat auf Initiative des Künstlerduos M+M sechs international namhafte Künstlerinnen und Künstler eingeladen, um den 1930 entstandenen surrealistischen Film „L’Âge d’Or“ von Luis Buñuels in Form eines filmischen Ausstellungsparcours neu zu interpretieren. Für die Münchner Schau „Der Stachel des Skorpions – Ein Cadavre exquis nach Luis Buñuels ‚L’Âge d’or’“ reagierten die Künstlerinnen und Künstler jeweils auf eine der sechs heterogenen Episoden der filmischen Vorlage und setzten diese aus ihrer Sicht um. So ist ein Gesamtkunstwerk entstanden, das skulpturale, performative, filmische und auch musikalische Qualitäten miteinander vereint.
Mit „L’Âge d’Or“ versuchte der Regisseur Luis Buñuel, eine gesellschaftliche Wirksamkeit mit radikalen, teils skandalträchtigen Mitteln zu entfalten, dies unter besonderer Berücksichtigung eines durch die Imagination erweiterten Wirklichkeitsbegriffs. Der Filmverlauf folgt dem Konstruktionsprinzip eines sogenannten „Cadavre Exquis“, also einer auf spielerischem Zufall basierenden Methode. Buñuel selbst hat in der ersten Filmszene seinen Aufbau der sechs zu einem Körper verbundenen Erzählungen hervorgehoben, indem er auf die sechs Glieder des Skorpionschwanzes hinweist und den giftigen Stachel am Schluss besonders betont.
Tobias Zielony setzt sich mit der dokumentarisch anmutenden Skorpionszene des Filmanfangs auseinander. Die australisch-amerikanische Musiker- und Künstlergruppe „Chicks on Speed“ entwickelt ihre Version heutiger Gruppenselbstdarstellung als Pendant zu der Banditenszene mit Max Ernst als surrealistischem Bandenchef. Das Duo Martin De Mattia und Marc Weis, kurz M+M, nimmt die gewaltsame Trennung der Liebenden zum Ausgangspunkt einer mysteriösen nächtlichen Odyssee, während die israelische Künstlerin Keren Cytter das hochherrschaftliche Fest mit einer Mischung aus tödlicher Gewalt und Langeweile in einen texanischen Salon überträgt. Der Berliner Julian Rosefeldt führt den Tod des Buñuelschen Helden vor, lässt Modot dann aber post mortem im Nachtclub „Deep Gold“ auftauchen. Den Abschluss bildet John Bocks Variation auf Buñuels De-Sade-Groteske mit einem verstörend obszönen Blick auf das Sterbebett des Marquis.
Die Ausstellung „Der Stachel des Skorpions – Ein Cadavre exquis nach Luis Buñuels ‚L’Âge d’Or“ läuft bis zum bis 9. Juni. Das Museum Villa Stuck hat von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, für Besucher bis 18 Jahren ist er frei. Der begleitende Katalog kostet 24,90 Euro.
Museum Villa Stuck
Prinzregentenstraße 60
D-81675 München
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