Geboren am 1. März 1886 in Pöchlarn bei Wien, gestorben am 22. Februar 1980 in Montreux am Genfer See Österreichischer Maler, Graphiker und Dichter
Oskar Kokoschka studierte von 1905 bis 1909 an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo er durch Gustav Klimt und den Jugendstil Anreiz zur Malerei bekam. Er arbeitete für die Wiener Werkstätten und erregte Aufsehen mit seiner Lithographienfolge „Die träumenden Knaben“ von 1908 und seinem „Stilleben mit dem toten Hammel, Schildkröte und Hyazinthe“ von 1909. Im Jahre 1908 erlangte er schlagartig Bekanntheitsgrad mit Gobelinentwürfen und Gouachen von Mädchenakten, die er bei der Wiener Secession ausstellte. Er bewegte sich im zeitgenössischen Wiener Künstlermilieu, zu dem Karl Kraus, Max Dvorák und Adolph Loos zählten.
Ab 1910 lebte Kokoschka in Berlin, wo er an Herwarth Waldens Zeitschrift „Sturm“ mitarbeitete. 1911 kehrte er nach Wien zurück. Hier schuf er, angeregt vom Kubismus, Ölbilder mit biblischer Thematik wie zum Beispiel die „Verkündigung“. Seine unerfüllte Beziehung zu Alma Mahler war ebenfalls ein zentrales Bildthema Kokoschkas, so in „Liebespaar mit Katze“ von 1917. Im Zeitraum von 1912 bis 1923 lehrte er als Professor an der Akademie Dresden.
Von 1914 bis 1916 leistete er Kriegsdienst, wobei er aufgrund von Verwundungen einen längeren Sanatoriumsaufenthalt in Dresden hatte. Ab 1916 begann seine zweite, expressionistische Schaffensperiode in Dresden. Hier entstanden großformatige, lithographische Zeichnungen.
Kokoschkas großer Durchbruch erfolgte in den 20er Jahren. Von 1924 bis 1930 unternahm er Reisen durch Europa, Vorderasien und Nordafrika. Die Eindrücke der Städte und Landschaften hielt er in Ölmalereien fest. Nachdem er von 1934 bis 1938 in Prag gelebt hatte, emigrierte er nach London, wo er die britische Staatsbürgerschaft annahm. 1937 schuf er sein Werk „Selbstbildnis als entarteter Künstler“ als Gegenreaktion auf die nationalsozialistischen Repressalien in der Kunst. In dieser Phase entstanden neben Ölmalereien, Zeichnungen und Aquarellen auch Schriften, in denen er seine philanthropischen Überlegungen äußerte.
1953 siedelte Kokoschka nach Villeneuve am Genfer See über, wo sein Spätwerk begann. Die klassische Dichtung und die griechische Landschaft regten den Künstler zu umfangreichen, graphischen Zyklen an, in denen er sich beispielsweise der Odysseus-Sage oder in Illustrationen den Trojanerinnen (1971) widmete. Zudem entstanden Portraits, wie das des Bundespräsidenten Theodor Heuss von 1950, sowie Bühnenbilder, unter anderem für die Salzburger Festspiele.
Besonders Kokoschkas Impressionen fremder Städte, die sich so ganz von der abstrakten Malerei seiner Zeitgenossen unterschieden, fanden bei einem breiten Publikum großen Anklang. Der Künstler, der als bedeutender Vertreter des Expressionismus gilt, beging im Winter 1980 Selbstmord.
s.h.
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