Erfolgreich war die Auswahl des Dorotheums an Nachkriegs- und zeitgenössischer Kunst. Nur einige hochpreisige Skulpturen wollten nicht an den Mann. Beim zweiten Teil der Versteigerung suchte das Publikum genau aus, sorgte aber auch für Überraschungen  
Die Auktion der Nachkriegs- und zeitgenössischen Kunst beim Dorotheum in Wien begann spannungsreich mit einem Bieterduell am Telefon. Nach Angaben des Versteigerers dauerte es fünfzehn Minuten, bis einer der Rivalen klein beigab. Gegenstand des Gefechts war Jean Dubuffets „Bon Espoir (Paysage avec personnages)“ aus dem Jahr 1955, ein vielschichtiges Ölgemälde aus wilden gestischen Strichen, mit denen der Franzose Stichmännchen in eine abstrakte Landschaft komponierte. Eine Qualität des Gemäldes, die die Interessenten schnell erkannten, sind die scheinbar unendlichen unterschiedlichen Binnenstrukturen, die es für den Betrachter, der sich nicht vom wirren ersten Eindruck abschrecken lässt, zu ergründen gilt. Das Bild ist schon damit befreit von der früher gängigen Einschätzung als „primitiv“, die Dubuffet als radikalen Gegner des Akademismus seiner Zeit oft entgegengebracht wurde. Dass Liebhaber seiner „Art brut“ heute mehr Wertschätzung beimessen, zeigt schon der Wettstreit beim Dorotheum, das sich für das Gemälde ursprünglich 300.000 bis 400.000 Euro erhoffte. Erst bei hohen 600.000 Euro fiel der Hammer. Trotz des fulminanten Einstiegs blieben die folgenden zwei günstigeren Lose Dubuffets liegen. ...mehr  |