Moderne und zeitgenössische Kunst bei Neumeister in München  
Wenn dieses Bild Töne von sich geben könnte, wäre es vermutlich kaum zum Aushalten: Mit geballten Fäusten, hochrot der Kopf vor Anstrengung, die Augen böse zusammengekniffen und der Mund weit geöffnet, bringt der kleine Balg seinen Unmut über etwas zum Ausdruck, was vermutlich nur er selbst wirklich versteht. Jedenfalls ist es nicht das kleine niedliche Baby, das sich die meisten Eltern wohl wünschten. Otto Dix aber, der sein zweites Kind „Ursus im Steckkissen“ 1927 kurz nach dessen Geburt auf Karton bannte, ging es gar nicht um Schönheit: Dieses Kind ist einfach, wie es ist, und vielleicht spiegelt sich in dem kleinen Schreihals auch ein bisschen von seinem Vater wider, der in seinem bisherigen Leben oft genug Grund hatte oder fand, aufzubegehren und wütend zu werden. Inzwischen war der Expressionist freilich etwas ruhiger geworden, und auch der Stil seiner vielseitigen Malerei hatte sich gewandelt: Fast altmeisterlich wirkt die Mischtechnik, zumal mit ihrem großen Monogramm samt Datierung in der rechten oberen Ecke. Neuerdings aus süddeutschem Privatbesitz wieder aufgetaucht, ist das Bild mit einer Schätzung von 150.000 bis 200.000 Euro einer der Höhepunkte der ausgewählten Werke von „Neumeisters Moderne“. ...mehr  |