Alte Meister bei Christie’s in London  
Ein Blumenstrauß ist meistens schön, landet aber, wenn er nicht aus Plastik ist und langsam verstaubt, schon nach kurzer Zeit auf dem Komposthaufen. Zum Glück gibt es Maler. Sie können diese herrlichen Gebinde für eine gewisse Ewigkeit bannen, und wenn sie es gut machen, dann blühen die Sträuße überbordend, geradezu verschwenderisch wie die Pracht der Natur selbst. Der alte Niederländer Jan Davidsz de Heem war so ein Meister des Blumenstilllebens, als diese Kunst im 17. Jahrhundert einen ihrer Höhepunkte erlebte. Dutzende verschiedener Blumen brachte er bildlich zum Blühen: Hortensien, Iris, Geißblatt, Sonnenblumen, Weidenkätzchen, Rosen natürlich und Tulpen und alle möglichen anderen Pflanzen. Mitten in diesem Dickicht tummeln sich zahllose kleine Insekten wie Raupen, eine Heuschrecke, eine Biene, Schmetterlinge und Falter, Käfer und weitere kleine Krabbeltiere. Wohl nicht unabsichtlich platzierte der Maler seine Glasvase auf einer Marmorbasis wie eine antike Säule: Seht her, so scheint er zu sagen, unvergänglich meine Meisterschaft in der Wiedergabe der Natur, ja besser als die Natur! In seiner technischen Brillanz, in seiner Tiefenschärfe und seiner Detailfülle ist das Gemälde tatsächlich fast unübertrefflich, und so hat es auch seinen Preis: 1,5 bis 2,5 Millionen Pfund soll es kosten, und zwar auf der großen Abendauktion Alter Meister, mit der sich Christie’s in London langsam, aber sicher der Winterpause nähert. ...mehr  |