Alte und Neuere Meister bei Sotheby’s in Paris  
Diese Maria Magdalena will so gar nicht dem gängigen Darstellungstypus entsprechen. Sie hält kein Kreuz oder Salbgefäß in Händen, stützt sich nicht auf einen Totenkopf, weint nicht und verzehrt sich nicht voller Reue. Vielmehr hat ihr Artemisia Gentileschi etwa Befreites und Erlöstes mitgegeben. Die sitzende junge Frau hat ihren Kopf nach hinten geworfen, das Hemd ist ihr von der Schulter gerutscht, und mit ihren geschlossenen Augen scheint sie sich, einer freudigen Begegnung zu erinnern, vielleicht an Jesus am Ostermorgen, der Maria Magdalena laut Johannesevangelium als erste die Botschaft seiner Auferstehung kund tat. Jedenfalls hat die selbstbewusste Malerin des italienischen Barock eine einfache, aber dennoch selbstbewusste junge Frau in subtiler Psychologisierung auf die Leinwand gebracht, die durch ihr feines Wesen und die ungewöhnliche Ausstrahlung überzeugt. Mit einer Schätzung von 200.000 bis 300.000 Euro gehört Gentileschis Gemälde aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu den Höhepunkten der Auktion „Tableaux et Dessins Anciens et du XIXe siècle“ bei Sotheby’s in Paris. ...mehr  |