Nicht nur für Bibliophile: Die Hypo-Kunsthalle in München zeigt sensationelle Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180. Die weltweit einmaligen Codices aus den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek wird man in den nächsten hundert Jahren wohl nicht mehr zu sehen bekommen  
Wahrscheinlich gäbe es heute keine zeitgenössischen bildlichen Überlieferungen über die Krönung Heinrichs II. zum König des ostfränkischen Reiches im Jahre 1002, wäre nicht kurz darauf das Sakramentar dieses ottonischen Herrschers entstanden. Diese tausend Jahre alte Gebetssammlung, deren Entstehung man im Regensburger Kloster St. Emmeram vermutet, enthält ein mit reichlich Personage und Ornament ausgestattetes Thronbild und ein gleichermaßen edel ausgestattetes Krönungsbild. Auf einem sitzt Heinrich auf einem mächtigen Thron inmitten einer byzantinisch anmutenden Säulenarchitektur, dünnbärtig und mit gewaltiger Krone, umgeben von Untergebenen, die ihm Gaben reichen. Auf dem anderen tritt er mit erhobenen Händen vor den Thron Gottes, von Heiligen und Engeln die Reichslanze und ein Schwert empfangend, vom Höchsten selbst die Krone. Manche Wissenschaftler interpretieren diese Miniatur als Krönung Heinrichs zum deutsch-römischen Kaiser im Jahr 1014. Doch wie es auch sei, diese Darstellungen offenbaren, mit welcher Kunstfertigkeit man zu einem Zeitpunkt, als die Tafelmalerei und die Porträtmalerei noch gar nicht erfunden waren, Irdisches und Biblisches, Dokumentarisches und Religiöses mit Ornament, Architektur und Schrift zu Weltbildern formte. Denn die Verflechtung von Kirche, Staat und Glauben ist in den theologischen und religiösen Handschriften ein unumstößliches Thema. ...mehr  |