Das Bank Austria Kunstforum in Wien breitet opulent die Alltagskultur des Essens und Trinkens aus und rückt speziell die „weibliche Note“ in den Mittelpunkt  
Ein Stillleben: Von einem erhöhten Standpunkt aus gesehen fällt der Blick auf einen Tisch mit weißer Decke. Auf dem Tuch, dessen akkurate Bügelfalten harte Schatten werfen, befinden sich wenige Gegenstände – eine weiße Schale mit dunklen Kirschen zwischen einem roten und einem gelben Apfel. Auf den ersten Blick zeigt Maria Lassnigs „Stillleben mit rotem Selbstportrait“ aus dem Jahr 1969 ein konventionelles Arrangement. Irritierend sind jedoch die beiden Gestänge, die sich an der Längsseite des Tisches in die Platte bohren. Sie halten ein rotes, lippenförmiges Objekt. Allein der Titel verrät, dass es sich hierbei um ein Selbstbildnis der Künstlerin handeln soll. In ihrem verschlüsselten Portrait reduziert Maria Lassnig die Frau auf den Mund, ein Körperorgan, das passend zum Früchtestillleben mit der Nahrungsaufnahme assoziiert wird und ebenso als Symbol für Liebe, Begehren und Erotik steht. Der Mund als Schwelle zur Welt, durch den der Atem, die Sprache und die Nahrung hinein- und hinausgehen, als Sitz des Geschmacksinns, ist das ursprünglichste Organ der Erfahrung. In Maria Lassnigs Stillleben wird er als solcher zum metaphorischen Instrument, das der Spannung zwischen der Anverwandlung des Außen und der Veräußerung des Inneren Ausdruck verleiht. ...mehr  |